Donnerstag, 15. Januar 2009

Astronomie der Anasazi

Gisela Ermel

Die Astronomie der Anasazi

In: Incognitas, Nr. 34, Stuttgart 2006



Das sog. Chaco-Phänomen der Anasazi-Indianer stellt eines der grossen archäologischen Mysterien Nordamerikas dar. Im Vierländereck - Utah, Colorado, Arizona und New Mexico - machten steinzeitliche Bauern und Korbmacher irgendwann vor oder nach dem Jahr 800 einen plötzlichen und unerklärlichen Kultursprung, indem sie begannen, mehstöckige Bauwerke, steinerne Siedlungen und schnurgerade Strassen zu erbauen. All diesen Aktivitäten lag ein gemeinsamer Masterplan zugrunde, der alles miteinander verband und der nur von einem hochstehenden Team aus Architekten, Astronomen und Mathematikern entworfen worden sein kann.





Der Chaco Canyon in New Mexico - das Zentrum der Anasazikultur



Die Archäologen, die heute die Ruinen der Anasazi ausgraben und erforschen, stehen vor einem Rätsel, da sie sich nicht erklären können, wer diese Masterplaner gewesen sein sollen. Woher sollten diese Bauern, Korbflechter und Grubenhüttenerbauer so plötzlich Kenntnisse und Fertigkeiten besessen haben, die weder allmählich erworben und entwickelt noch von irgendeiner anderen Kultur übernommen worden waren? Die Forscher haben sich wirklich sehr gründlich nach einer solchen anderen Kultur umgesehen, nachdem sie erkannten, dass es für das Chaco Phänomen keinerlei Vorläufer bei den ansässigen Steinzeitbauern gegeben hatte, doch vergebens.

Am erstaunlichsten erscheint an diesem Masterplan dessen Fixierung auf den astronomischen Aspekt. Untersuchungen und Forschungen im Chaco Canyon (dem Zentrum dieser plötzlichen Hochkultur in New Mexico) und in über zweihundert bisher wiedergefundenen Outlier-Siedlungen enthüllten verblüffende geometrisch-astronomische Muster. Fast das gesamte Vierländereck war offenbar von den Planern dieses Grossbauprojektes in ein mathematisch-astronomisches Beziehungsgeflecht verwandelt worden, bei dem Ausrichtungen nach Sonne und Mond und Bewegungen von Licht und Schatten im Zusammenhang mit Landschaft und Bauwerken miteinander kombiniert worden waren. Die Lokalisation von Gebäuden und Strukturen an ganz bestimmten vorausberechneten Stellen war DAS dem Chaco Phänomen zugrunde liegende Baukonzept.

Der Chaco Canyon war als Zentrum dieses Bauprojektes gezielt ausgewählt worden, obwohl dies die trostloseste Ecke des gesamten Anasazilandes war mit lediglich Sand, Wüste und Felsgestein, glühend heissen Sommern und bitterkalten Wintern. Doch der Verlauf des Canyon bildet eine Linie, die auf einen Punkt am Horizont hinausläuft, an dem der Mond an einem der Mondwenddaten steht. Diesen Punkt erreicht der Mond nur alle 18,613 Jahre einmal, im Gegensatz zur Sonne, die nach einem Jahr zum gleichen Ausgangspunkt zurückkehrt. Diese Mondwendlinie des Chaco Canyon wurde durch zwei Great Houses markiert: Penasco Blanco und Una Vida, beide an entgegengesetzten Enden des Canyon gelegen in gut zehn Kilometern Entfernung voneinander.



Skizze des Chaco Canyon: von rechts unten nach links oben verläuft eine Mondwendlinie, markiert durch die Great Houses Penasco Blanco und Una Vida (Zeichnung: solsticeproject)



Zudem führt gleichtzeitig eine Sonnwendlinie durch den Chaco Canyon. Zur Sommersonnenwende scheint die untergehende Sonne genau durch den Canyon, während es zur Wintersonnenwende die aufgehende Sonne ist. Diese Linie, die sich nur minimal von der Mondwendlinie unterscheidet, beginnt bei Kin Nahasbas, einem grossen unterirdischen Raum (Kiva), nicht weit entfernt vom Great House Una Vida.

Genau in der Mitte des Canyon überschneidet eine exakt von Norden nach Süden verlaufende Linie die Mondwendlinie. Auf dieser Nord-Süd-Linie wurden die Great Houses Pueblo Alto und Tsin Kletzin erbaut, um sie zu markieren. Penasco Blanco und Una Vida sind beide genau gleich weit vom Schnittpunkt beider Linien entfernt.

Eine andere Mondwendlinie verbindet das Great House Chetro Ketl mit dem in 27 Kilometern Entfernung vom Chaco Canyon liegenden Great House Pueblo Pintato; Pueblo Pintado wiederum ist mit zwei weiteren Great Houses durch astronomische Linien verbunden. Wie viele der Outlier-Great Houses untereinander und mit dem Chaco Canyon durch lunare, solare oder kardinale Linien verbunden sind, ist noch nicht ganz klar. Ständig werden hier neue Details dieses astronomischen Beziehungsgeflechtes identifziert. Andere Linien verbinden Bauwerke mit Punkten am Horizont, an denen die Sonne an den Sonnwenddaten auf - oder untergeht sowie an den Tagen der Tages- und Nachtgleiche. Nimmt man dann noch die geradlinigen Strassen der Anasazi hinzu, deren Netz sich einst wohl auf insgesamt 2400 Kilometer oder mehr erstreckte, so ergibt das alles ein gigantisches Liniennetz, dessen Sinn und Zweck noch niemand begreift und überschaut.

Diese Strassen mit einer durchschnittlichen Breite von acht bis neun Metern verlaufen total "unvernünftig", indem sie oftmals abrupt enden, manchmal zu mehreren parallel nebeneinander herlaufen und statt Siedlungen zu verbinden zu keinem für uns erkennbaren Ziel führen, dabei Hindernisse in der Landschaft ignorierend.

Diese unsichtbaren und sichtbaren Linien müssen jedoch für die Masterplaner ungeheuer wichtig gewesen sein, sonst hätte man sich wohl kaum so viel Mühe gemacht mit der exakten Berechnung und Lokalisation all der Bauwerke und Strukturen. Und das für Linien, die man - abgesehen von den Roads - noch nicht einmal sieht! Wir erkennen sie erst seit den 1970er Jahren dank der Archäoastronomie.




Einige der unsichtbaren astronomisch ausgerichteten Linien des Chaco Canyon

und der Outlier-Great Houses


Warum aber liegt Pueblo Bonito - das schönste und berühmteste Great House im Chaco Canyon - für dessen Bau allein gut eine Million Steine bearbeitet und verbaut wurde, mit 700 Räumen und über 30 unterirdischen runden Kammern, alles mehrstöckig, halbkreisförmig angeordnet - nicht genau auf dem Schnittpunkt der Nord-Süd-Linie (Pueblo Alto - Tsin Kletzin) mit der Mondwendlinie (Penasco Blanco - Una Vida), sondern ein Stück daneben? Auf dem Schnittpunkt ist - nichts! Zumindest hat hier noch nie ein Archäologe einmal im Sand gegraben, um dies zu überprüfen.




Pueblo Bonito: Great House im Chaco Canyon (Rekonstruktion)



Die Ruinen von Chetro Ketl, einem der Great Houses im Chaco Canyon


Doch Pueblo Bonito wurde nicht aus Versehen am falschen Platz erbaut, denn dies Great House bezeichnet mit Chetro Ketl eine exakt west-östlich verlaufende Linie, die einen weiteren Schnittpunkt auf der Nord-Süd-Linie ergibt. Das astronomisch-kardinale Linienmuster all dieser Great Houses und Outlier-Strukturen weist noch zahlreiche weitere Schnittpunkte auf. Wir haben keine Ahnung, ob diese Schnittpunkte von irgendeiner Bedeutung waren für die Anasazi.

Um die Bauwerke auf die exakt vorausberechneten Stellen erbauen zu können, nahmen die Anasazi viel Mühe und zusätzliche Arbeit auf sich. Una Vida, das Great House am östlichen Ende des Canyons, hätte auf einem vollkommen ebenen Abschnitt des Talbodens erbaut werden können. Doch war dies offenbar nicht die "richtige" Stelle. Statt dessen wurde ein Platz direkt daneben mit grossem Arbeitseinsatz eingeebnet und begradigt. Die Menge an Erde, die dazu bewegt werden musste, bevor der Bau überhaupt beginnen konnte, muss beträchtlich gewesen sein. Auch für Penasco Blanco am entgegengesetzten Canyonende hatten erhebliche Mengen an Erde entfernt und eine grosse ebene Terrasse erbaut werden müssen, um das Great House überhaupt hierher bauen zu können, ganz abgesehen davon, dass diese Stelle hoch oben auf dem Canyonrand sommers wie winters gleich zugig und unwirtlich war.

Selbst für Pueblo Bonito in der Talmitte drunten hätte es einen viel besser geeigneten Bauplatz geben können. Direkt hinter dem Great House stand ein bedrohlicher riesiger Felsblock, der jederzeit auf den Baukomplex zu stürzen drohte. Doch diese Stelle schien so wichtig zu sein, dass man trotz der drohenden Gefahr hierher baute und durch Pfosten, Mörtel und Mauerwerk versuchte, den Felsblock am Platz zu halten. Der gewichtige Felsgigant "Threatening Rock" hielt - bis er am 21. Januar 1941 auf die wiederentdeckte und teilweise ausgegrabene Ruine herabstürzte und zahlreiche ehemalige Räume zertrümmerte.


Der Threatening Rock hinter Pueblo Bonito, als er noch stand




Trümmer des Threaatening Rock auf Pueblo Bonito


An verschiedenen Stellen mussten vor dem Bau der Great Houses und anderer Bauwerke Untergründe begradigt und Plattformen errichtet werden an Stellen, wo man sonst nicht hätte bauen können. Die Auswahl der Bauplätze durfte offenbar auch keine Rücksicht nehmen auf mögliche nahe Wasserquellen oder nahegelegene Anbaufelder.

Nicht nur, dass all diese Bauwerke an bestimmten exakt vorausberechneten Stellen erstellt wurden, um ein unsichtbares astronomisch-mathematisches Liniennetz zu ergeben, darüberhinaus erstreckte sich dieser exzentrische Masterplan auch noch auf den Grundriss einzelner Gebäude. Great Houses wurden so errichtet, dass deren Hauptseite exakt nach Norden oder Süden zeigte oder aber genau in die Richtung einer der Sonnwend- oder Mondwendpunkte am Horizont. Manchmal waren es statt dessen die Rückwände der Gebäude, dann wieder die Längsachsen oder eine Trennwand, manchmal mehreres auf einmal. Offenbar war hier keine Wand hochgezogen worden, die nicht zuvor genau im Masterplan vorherbestimmt worden war.

Doch damit noch nicht genug. Bestimmte Fenster- und Türöffnungen innerhalb der Great Houses wurden so angelegt, dass durch sie hindurch bestimmte astronomische Ereignisse an den jeweiligen Tagen zu sehen waren, malerisch umrandet von dieser Öffnung im Mauerwerk. Dies waren Sonnwendauf- und / oder -untergänge ebenso wie - auch hier bevorzugt wie bei den Linien - Mondauf- oder -untergänge an den Daten der Kleinen oder Grossen Mondwenden.

Der Mond am einem Mondwenddatum im Fenster von Pueblo del Arroyo


Die raffinierteste astronomische Anlage aber befindet sich auf Fajada Butte, einem einzeln stehenden riesigen Felsmonolithen am Eingang zum Chaco Canyon. Dort hatten die Anasazi mit drei ca. 2000 kg schweren Sandsteintafeln, die sie nach genauer vorheriger Berechnung schräg gegen die Felswand lehnten, in Verbindung mit dahinter angebrachten Petroglyphen eine Kalenderanlage erschaffen, an der sich Sonnwend- und Mondwenddaten ablesen liessen.


Die Felskalenderanlage auf Fajada Butte im Chaco Canyon



Sonnenstrahlen markierten astronomischen Daten auf dem Felsbild Sonnenwenden und Mondwenden: Fajada Butte


Inzwischen konnten Forscher noch über zehn weitere Petroglyph-Kalender auf Fajada Butte entdecken sowie eine rätselhafte spiegelverkehrte Grundrisszeichnung von Pueblo Bonito mit darüberliegender Spirale und Pfeil, deren Bedeutung noch niemand weiss.


Rätselhaftes Felsbild auf Fajada Butte


Doch warum und für wen wurde all dies genau so und genau da erbaut? Wozu die immense Mühe? Verblüfft mussten die Anasazi-Archäologen inzwischen zugeben, dass hier nichts wirklich als Wohnstatt erbaut worden war. In den wunderbaren mehrstöckigen Great Houses mit individuellen und immer wieder anderen Grundrissen und Designs hatten nicht mehr als ein paar wenige Personen gehaust. Die Planer? Die Kontrolleure? Priester? Die Anasazi-Elite? Die Bauarbeiter wohnten hier jedenfalls nicht, die waren in einfachen Grubenhäusern nach altem Baustil untergebracht. Es gibt so viele Theorien über die wenigen Bewohner der Great Houses, wie es Anasazi-Archäologen gibt. Anfangs glaubte man noch, diese mehrstöckigen Apartmenthäuser seien von Tausenden von Leuten bewohnt worden. Doch anhand der gefundenen Artefakte, der Menge an Nahrungsresten, der Herde und Feuerstellen usw. musste diese Vorstellung revidiert werden.

Der Archäologe Thomas C. Windes ermittelte bei seinen Ausgrabungen in Pueblo Alto, dass hier nicht nur eine extrem geringe Bewohnerzahl angenommen werden muss, sondern dass von Anfang an nur etwa ein Viertel des Great House überhaupt für das Bewohnen konstruiert worden war. Und das, wo gerade nach hier bzw. von hier fort eine ganze Anzahl Chaco Roads führte. Dieses 130 Räume umfassende Great House, hoch oben auf der Nord-Mesa den Chaco Canyon gelegen, hatte aussergewöhnlich hohe Räume mit über vier Meter hohen Wänden, und zwischen den Räumen verliefen zahlreiche Korridore. Wozu dies Great House diente, ist völlig unbekannt. Auch in Pueblo Bonito hatte nur eine sehr kleine Anzahl Bewohner gehaust, konzentriert auf ein einziges Stockwerk, obwohl die 700 Räume Platz für viele hundert Leute geboten hätten. Nicht viel anders verhielt es sich mit den restlichen Great Houses.

Sinn und Zweck dieses Masterplans ist den Archäologen noch vollkommen unbekannt, wenngleich auch bereits ein ganzes Sammelsurium an Hypothesen und möglichen Erklärungen zusammengetragen wurde. Klar ist nur, dass all dies - das Bauprojekt mit den Great Houses, Outlier-Siedlungen, Roads, Kalenderanlagen usw. - von unbekannten Masterplanern entworfen wurde. An der Verwirklichung des Bauprojekts müssen zahlreiche Menschen über Generationen hinweg beteiligt gewesen sein. Sie wurden offenbar aus den kleinen Grubenhaus-Siedlungen rekrutiert, die es im Chaco Canyon und im restlichen Vierländereck vor Beginn des Kultursprungs gab. Einige Gegenden waren ab Beginn des Bauprojekts regelrecht entvölkert, wie z.B. der Tsegi Canyon, die Sleeping Ute Mountains oder die Mesa Verde-Region. Diese Menschen hatten offenbar allesamt ihre Wohnstätten verlassen, an denen sie so gut an Landschaft und Klima angepasst jahrhundertelang gelebt hatten, um nun in den öden Chaco Canyon abzuwandern oder an die Ecken, wo die Outlier-Siedlungen des Chaco Phänomens erbaut wurden. In anderen Regionen lebten Anasazi weiter nach althergebrachter Weise der Korbmacher- und Grubenhausart; sie waren offensichtlich nicht in das Chaco Phänomen involviert.

Warum hatten die Anasazi während der Zeit des Chaco Phänomens ein derartiges Interesse an Astronomie? Was war so wichtig an den unsichtbaren Linien und an den zahlreichen Kalenderanlagen? Gab es eine Alltagsnotwendigkeit, die diesen Aspekt erklären könnte? Dass es darum ging, Kalenderdaten für die Landwirtschaft zu ermitteln, daran glaubt schon lange kein Archäologe mehr. Den Feldbau hatten die einfachen Anasazi aus der Zeit vor dem Chaco Phänomen sehr gut jahrhundertelang ohne solche Anlagen gemeistert. Und was sollte der 18,613 Jahre dauernde exzentrische Mondzyklus auch für einen Nutzen für Saat und Ernte haben? Die Anasazi machten all diese astronomischen Details ihres Masterplans mit einer Weitschweifigkeit und Genauigkeit, die weit über jeden praktischen Nutzen hinausgeht. Wozu diese übertriebene und überladene Astronomie-Architektur? Wenn Archäologen nichts mehr einfällt, kommen sie stets auf dieselbe Notlösung: die Religion. Brauchten die Anasazi die Kalenderdaten für Zeremonien oder Rituale? Hatten die riesigen Great Houses zu bestimmten Zeiten Pilgermassen beherbergt? Die Sache hat nur einen Haken: es gibt keine eindeutigen Funde, die diese Hypothese bestätigen würden, und wir wissen nichts über eine mögliche Religion der Anasazi.

Oder liegt in diesen unsichtbaren Linien mit Schnittpunkten, für die sich bislang noch kein Archäologe vor Ort interessierte, eine Botschaft vor, die wir nur noch nicht erkennen? Die Great Houses und Linien sind nicht ohne Absicht oder aus purer Faszination für bestimmte astronomische Regelmässigkeiten in die Landschaft gesetzt worden, sondern nach vorher genau durchdachtem und festgelegtem Plan. Aber wo und wie soll sich aus dem Nichts heraus unter einfachen Steinzeitbauern eine so hochstehende Vermessungstechnik entwickelt haben? Und all dies bloss für Kalender? Die Astronomie allein kann für die Erklärung all der zielgenauen Lokalisationen nicht genügen. Enthält der Masterplan eine mathematisch-geometrisch verschlüsselte Botschaft? Wenn ja: von wem? Den Anasazi - oder ihren unbekannten Masterplanern?

Das Chaco Phänomen endete ebenso plötzlich, wie es begonnen hatte. Offenbar dauerte es nur bis zu dem Zeitpunkt an, bis der Masterplan vollendet war. Danach wurde kein Great House mehr erbaut, keine unsichtbare Linie mehr dem Ganzen hinzugefügt. Für die Anasazi begann ein ganz neuer Abschnitt: die Kollaps-Phase.

Zuerst gab es - alleingelassen von den Masterplanern? - ein paar halbherzige Versuche, in kleinen Gruppen Teile der verlassenen Great Houses zu bewohnen. Great "Hausbesetzer" riessen hier ein paar Wände ein, fügten dort ein paar primitive Mauern hinzu, doch dann begann der gross Run in die Felsenklippen in weiten Teilen des Anasazilandes, wo man sich im Vergleich mit den Great Houses eher primitiven Klippenwohnungen an den unzugänglichsten Stellen in steilen Felswänden verschanzte und versteckte. Vor wem? Darauf gibt es noch keine Antwort. Masterplaner schienen nicht mehr unter den Anasazi zu wirken, statt dessen wurden zahlreiche kleine Siedlungen und Klippenwohnungen überfallen, die Bewohner dahingemetzelt und in vielen Fällen dann auch noch zerlegt, gekocht, geröstet und verzehrt. Die Anasazi liessen nach und nach alles stehen und liegen - manchmal sogar ihre wertvollsten Besitztümer und bereits angerichtete Mahlzeiten - und verschwanden. Wohin? Auch darauf gibt es noch keine Antwort. Um das Jahr 1300 war praktisch das gesamte alte Anasaziland in Utah, Colorado, Arizona und New Mexico menschenleer.

Aber in den umliegenden Regionen fingen Felsbilder an, von Wesen zu erzählen, die von den viel späteren Pueblo-Indianern (Hopi, Zuni u.a.) als Kachinas bezeichnet wurden: himmlische Lehrmeister, die eine Weile unter den Indianern gelebt und gewirkt hatten. Die Masterplaner des Chaco Phänomens???


Literatur:

Calogero, Pietro: Urban Genesis at Chaco. 2000. www.calogero.org/UrbanOrigins
Ermel, Gisela: Das Anasazi-Rätsel. Leipzig 2005
Kantner, John: The Anasazi from A.D. 900 - A.D. 1150. www.sipapu.gsu.edu/time/timeline900
Kantner, John / Keith Kintigh: The Chaco World. Tucson 2002
Kantner, John / N.M. Mahoney: Chacoan Great Houses Communities across the Anasazi Landscape. Tucson 2000
Sofaer, Anna: The Primary Architecture of the Chacoan Culture: A Cosmological Expression. In: B.H. Morrow / V.B. Price: Anasazi Architecture and American Design. Albuquerque 1997
Varien, Mark: Regional Context: Architecture, Settlement Patterns and Abandonment. www.crowcanyon.org/ResearchReports/Site/Testings

Mehr zum Thema:
Gisela Ermel:
Das Anasazi-Rätsel.
Masterplaner, Kannibalen und Kachinas: Auf den Spuren eines verschwundenen Volkes.
Bohmeier-Verlag, Leipzig 2005
ISBN 3-89094-448-5
200 Seiten, mit Abbildungen













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